Kennst du das? Eine stressige Woche liegt hinter dir – vielleicht ein Abgabetermin, der dir Sorgen gemacht hat oder eine belastende Situation. Kaum ist das Wochenende da, fühlst du dich krank. Oder jemand, den du liebst, ist erkrankt, und plötzlich spürst du Schwäche und Energielosigkeit. Zufall?
Emotionen begleiten uns täglich, beeinflussen nicht nur unsere Beziehungen, sondern – ja, du hörst richtig – auch unsere Gesundheit. Doch viele von uns haben den Kontakt zu ihren Emotionen verloren. Warum fällt es uns so schwer, unsere Gefühle zu verstehen und richtig zu verarbeiten? Emotionen sind nämlich fest in uns verankert und haben einen bestimmten Zweck.
Lass uns einen Blick darauf werfen, warum Emotionen evolutionär wichtig sind und wie sie uns heute noch beeinflussen – und vor allem, wie du einen gesünderen Umgang mit ihnen finden kannst.
Warum haben wir überhaupt Emotionen?
Unsere Grundemotionen – Freude, Trauer, Angst, Wut, Ekel und Überraschung – sind evolutionäre Werkzeuge, die uns über Jahrtausende hinweggeholfen haben, in einer gefährlichen Welt zu überleben.
- Freude: Belohnt uns, wenn wir positive Erlebnisse haben. Sie stärkt soziale Bindungen und motiviert uns, Beziehungen einzugehen. Denk an das Gefühl, wenn du nach einem langen Tag nach Hause kommst und deine Familie dich mit einem Lächeln begrüßt – sofort fühlst du dich geborgen.
- Überraschung: Lässt uns auf unerwartete Ereignisse schnell reagieren. Ob in der Urzeit oder heute im Straßenverkehr, Überraschung schärft die Sinne und bereitet uns auf eine schnelle Reaktion vor.
- Trauer: Hilft uns, Verluste zu verarbeiten und in schwierigen Zeiten Unterstützung von anderen zu suchen. Hast du schon mal bemerkt, dass du in Trauer eher geneigt bist, Hilfe von Freunden oder Familie anzunehmen?
- Wut: Nützlich, um Ressourcen zu verteidigen und Ungerechtigkeiten zu begegnen. Denk an das Gefühl, wenn dir Unrecht widerfährt – Wut gibt dir die Energie, für dich einzustehen.
- Angst: Warnte uns früher vor Gefahren und hält uns wachsam. Stell dir vor, du stehst an einer steilen Klippe – dein Körper schaltet auf „Alarm“, um dich vor einem riskanten Schritt zu schützen.
- Ekel: Hat uns ursprünglich vor Infektionen geschützt, indem er uns von verdorbenen Essen oder unhygienischen Bedingungen ferngehalten hat.
Ihr seht aber, dass selbst die „negativen“ Emotionen überlebenswichtig sind. Ohne Angst hätten unsere Vorfahren Gefahren ignoriert, ohne Wut hätten sie nicht für ihre Sicherheit und Ressourcen gekämpft.
Warum sind Emotionen heute noch wichtig?
Auch wenn wir heute nicht mehr vor Raubtieren fliehen müssen, sind Emotionen nach wie vor entscheidend, um uns in sozialen und beruflichen Situationen zurechtzufinden. Angst hilft uns, Risiken zu erkennen – ob im Job oder in Beziehungen. Freude und Liebe bleiben lebenswichtig, um soziale Bindungen zu stärken und Stress zu bewältigen.
Doch viele Menschen haben den Zugang zu ihren Emotionen verloren. Die ständige Ablenkung durch soziale Medien, der Druck, immer erreichbar zu sein, und die Hektik des Alltags führen dazu, dass wir unsere Gefühle unterdrücken. Langfristig kann das zu gesundheitlichen Problemen führen, aber auch weitreichende gesellschaftliche Folgen haben.
Wie langanhaltende negative Emotionen krank machen
Emotionen wie Angst, Wut oder Trauer sind also per se nicht schlecht – sie helfen uns, Herausforderungen zu meistern. In der Vergangenheit kam es bei den Emotionen wie Angst und Wut zu einer schnellen Lösung. Wenn uns ein Raubtier angegriffen hat, haben wir gekämpft oder sind geflüchtet.
Heutzutage heißt Angst, aber vielleicht Schulden zu haben und die Angst davor die nächste Rechnung vielleicht nicht zahlen zu können oder täglich auf der Arbeit vom Chef schikaniert zu werden und Mobbing zu erfahren. Wut heißt heutzutage vielleicht auf ein System wütend zu sein, welches einen benachteiligt. Hier gibt es leider keine schnellen Lösungen für.
Was genau passiert dabei in unserem Körper?
Nehmen wir an ein Raubtier hat unsere Vorfahren bedroht. Angst oder Wut sind die Treiber, die unsere Vorfahren entweder Flüchten und gegen den Löwen kämpfen lassen, hat. Um uns auf diese Kraft bestmöglich vorzubereiten, schüttet der Körper Adrenalin und Noradrenalin aus. Das heißt, dass Sinne geschärft werden, um wach und fokussiert zu bleiben, um schnell auf Bedrohung zu reagieren, Der Blutdruck wird erhöht, um den Körper besser mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen, es fördert die Freisetzung von Glukose, um dem Körper sofortige Energie zu liefern und verneigt die Blutgefäße zum Beispiel vom Verdauungstrakt, weil dieser gerade nicht gebraucht wird und die Energie in die Muskulatur gelangen soll.
Bei Kampf und Flucht kann es zu Verletzungen kommen, deswegen werden Immunzellen mobilisiert, um diese schnellstmöglich zu versorgen.
Später wird Cortisol ausgeschüttet, was dazu dient, dass Immunzellen zurück geholt werden und die Entzündung abklingen zu lassen. Super oder?!
Doch was passiert, wenn diese Emotionen dauerhaft anhalten, weil wir sie ignorieren oder nicht verarbeiten und es damit zu keiner Auflösung kommt.
Es kommt zu einer chronischen Ausschüttung von Cortisol mit einer schweren Folge, nämlich einer Cortisolresistenz. Das bedeutet das Immunzellen nicht mehr auf das Cortisol reagieren. Sie sind unempfindlich geworden. Wie bei vielen hormonellen Rezeptoren kann eine dauerhafte Überstimulation dazu führen das Rezeptoren abgebaut werden oder unempfindlich werden. Das bedeutet, dass weniger Cortisolrezeptoren auf den Zelloberflächen vorhanden sind, oder dass diese weniger empfindlich auf Cortisol reagieren. Das führt dazu, dass selbst bei hohem Cortisolspiegel die Zellen nicht entsprechend reagieren.
Wie wir aber gerade gesehen haben, hat Cortisol eine entzündungshemmende Wirkung. So kann eine Cortisolresistenz dazu führen, dass entzündliche Krankheiten gefördert werden, wie zum Beispiel Autoimmunerkrankungen oder entzündliche Erkrankungen, wie Rheuma.
Da der Körper, die Zellen unfähig sind, auf Stress adäquat zu reagieren, steigt auf die Anfälligkeit für psychische Erkrankungen, wie Angststörungen oder Depressionen.
Nun haben wir speziell darüber gesprochen, was in jedem Einzelnen passiert, wenn negative Emotionen langanhaltend sind. Denken wir das Ganze mal weiter. Was sind folgen von unverarbeiteten, unreflektierten Emotionen für andere Menschen oder sogar unsere Gesellschaft?
Kann Angst eine Auswirkung auf die ganze Gesellschaft haben?
Abstand halten, Masken tragen, soziale Kontakt bis auf nötigste Einschränken, kein Ausgehen, Freunde treffen, Café trinken oder Kunst und Kultur genießen, 12 Tage nicht das Zimmer verlassen – Quarantäne, hamstern, kein Klopapier in den Supermärkten finden. Das klingt absurd, aber wir alle waren über drei Jahre live dabei.-Die Corona-Pandemie.
Ja das alles hat uns Angst gemacht. Dem einen mehr, dem anderen weniger.
Wie wir aber jetzt gelernt haben, kann Angst weitreichende Folgen haben und dazu führen, dass unser Immunsystem nicht mehr adäquat auf einen Virus reagieren kann. Zahlreiche Studien ergeben auch, dass Isolation und Einsamkeit mit einem erhöhten Cortisolspiegel in Verbindung gebracht werden. Stresshormone können nicht ausreichend abgebaut werden. Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass viele Menschen seit der Pandemie öfter an Infektionen erkranken und die Genesungszeit statt eine Woche, teilweise mehrere Woche dauert.
Dieser Artikel soll nicht dazu die Entscheidung der Politik in Frage zu stellen, er soll lediglich dafür sensibilisieren, wie weitreichend die Folgen von Emotionen sein können und zum Nachdenken anregen.
Weitreichende Folgen auch nach der Pandemie: Zusammenhang zwischen Ekel, Angst und Diskriminierung
Du kennst bestimmt den Spruch: Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht. Dieses Sprichwort zeigt deutlich, dass wir Unbekanntes mit Vorsicht genießen. Ein Grund ist Ekel, der Schutz vor einer Infektion. Ein weiterer ist die Angst vor dem Unbekannten – etwas Neues könnte unter Umständen gefährlich sein.
Eine grundlegende Vorsicht ist sicherlich nichts Schlechtes, jedoch kann die unreflektierte Auslebung dieser Emotion in der modernen Gesellschaft auch problematisch werden. Sie kann uns dazu bringen, Menschen, die anders sind, unterbewusst und fälschlicherweise abzulehnen. Dieses Phänomen hat sich unter anderem nach der COVID-19-Pandemie gezeigt: Vielerorts hat es zu einer Verstärkung von Diskriminierung und damit auch zu einem Zulauf rechter Parteien geführt. Die Angst vor Infektionen durch fremde Personen ist eine unbewusste Erklärung dafür und wird oftmals durch rechte Parteien ausgenutzt. Diese versprechen einfache Lösungen für komplexe Probleme und sollten daher unbedingt hinterfragt werden.
Dies ist ein aktuelles Beispiel in der heutigen Gesellschaft dafür, wie stark unsere Emotionen auch unser gesellschaftliches Verhalten beeinflussen und was für weitreichende Folgen sie haben, können.
Vielleicht kennst du diese Gedanken – Jeden Tag passiert schlechtes auf der Welt. Irgendeine Klimakatastrophe, ein böser Politiker, den man vertraut hat und der mal wieder Steuern hinterzogen hat und der Typ der einem aus dem Auto anhupt, weil man beim Einparken etwas länger braucht, als er das gerne hätte.
Aber ist die Welt wirklich so schlecht wie immer denken?
Warum unser Gehirn anfällig für negative Emotionen ist
Unser Gehirn ist evolutionär so programmiert, dass es negative Informationen stärker gewichtet als positive – der sogenannte Negativity Bias. Früher half uns dieser Mechanismus, Bedrohungen schnell zu erkennen und uns vor dem Tod zu schützen. Heute führt er dazu, dass wir auf negative Nachrichten wie Unfälle oder Krisen besonders stark reagieren, während positive Meldungen oft ignoriert werden.
Auch Nachrichtenportale setzen auf diese Tendenz: Negative Schlagzeilen erregen mehr Aufmerksamkeit. Am Ende des Tages erinnern wir uns meist eher an negative als an positive Nachrichten. In dem Buch Factfulness greift Hans Rosling den Negativ Bias und zeigt anhand von Statistiken, dass die Welt nicht so schlecht ist, wie wir oft glauben. Wenn euch das mehr interessiert, dann schaut doch mal rein und lasst euch überraschen. Wie viele Fragen hättet ihr richtig beantwortet?
Also vielleicht wurdet ihr heute von einer Kollegin angelächelt, eine Kassiererin hat euch einen schönen Tag gewünscht oder der nette Typ hat euch die Tür aufgehalten.
Lasst uns also unsere Aufmerksamkeit mal ganz bewusst auf etwas positives lenken.
Freude und Liebe: Deine Verbündeten für Gesundheit
Im Gegensatz zu negativen Emotionen haben Freude und Liebe positive Effekte auf unseren Körper. Sie fördern die Ausschüttung von Endorphinen und Oxytocin – Hormone, die unser Wohlbefinden steigern. Endorphine wirken wie natürliche Schmerzmittel, verbessern die Stimmung und stärken das Immunsystem. Oxytocin, das „Bindungshormon,“ wird freigesetzt, wenn wir Nähe und Zuneigung erfahren, und senkt den Cortisolspiegel. Es reduziert Stress und stärkt unser Herz-Kreislauf-System.
Denk an eine liebevolle Umarmung oder ein herzliches Lachen mit Freunden – solche Momente fördern die Ausschüttung von Glückshormonen und lassen dich entspannter und glücklicher fühlen.
Was kannst du tun?
Der Schlüssel zu mehr emotionalem Wohlbefinden liegt darin, seine Emotionen bewusst wahrzunehmen und zu regulieren. Sie geben dir Hinweise darauf, was du konkret in deinem Leben ändern musst. Zum Beispiel, welche Menschen oder Beziehungen dir wichtig sind, wann du Unterstützung brauchst oder wann du für dich einstehen solltest. So kommst du schnell zu einer Lösung für dein eigentliches Problem.
Situation: Dein bester Freund meldet sich kaum noch bei dir. Du fühlst dich verletzt und denkst dir: „Wenn er sich nicht meldet, dann melde ich mich auch nicht mehr.“ Also bleibt der Kontakt aus und zwischen euch baut sich immer mehr Distanz auf. Die Freundschaft fühlt sich zunehmend belastet und ungewohnt an – die Leichtigkeit fehlt.
Innehalten und Gefühle wahrnehmen:
Vielleicht steckt hinter deiner Wut etwas Tieferes. Bist du traurig darüber, dass dein Freund weniger Zeit für dich hat? Vielleicht denkst du insgeheim: „Bin ich ihm nicht mehr wichtig? Hat er vielleicht jemand anderen, mit dem er mehr Zeit verbringt?“ Es könnte sein, dass du Angst hast, die Freundschaft zu verlieren oder weniger geschätzt zu werden.
Die Kraft des Gesprächs:
Anstatt dich aus Frust zurückzuziehen, könnte ein offenes Gespräch mit deinem Freund helfen, Klarheit zu schaffen. Vielleicht steckt er gerade in einer besonders stressigen Phase an der Uni oder ist durch die Arbeit stark gefordert. Ein Gespräch könnte euch helfen, Verständnis füreinander zu entwickeln und gemeinsam Wege zu finden, wie ihr trotz allem in Kontakt bleiben könnt. So fühlt sich die Freundschaft wieder leichter und gestärkt an – und eure Verbindung bleibt erhalten.
Praktische Tipps für mehr Achtsamkeit und Wohlbefinden:
- Achtsamkeit üben: Regelmäßige Meditation oder Achtsamkeitsübungen helfen dir, deine Emotionen wahrzunehmen und zu akzeptieren. Schon wenige Minuten am Tag können einen großen Unterschied machen.
- Dankbarkeitstagebuch führen: Schreibe jeden Abend drei Dinge auf, für die du dankbar bist. So trainierst du dein Gehirn, sich auf positive Momente zu fokussieren.
Beispiel: Du kannst Dinge aufschreiben wie „Ich bin dankbar für das Lächeln meines Kollegen“ oder „Ich schätze die Zeit, die ich heute mit meiner Familie verbracht habe“. - Schalte negative Informationsfluten aus: Wenn du merkst, du bist gestresst, dann solltest du dir überlegen, ob die Nachrichten am Abend, in denen es um Krieg, Klimakatastrophen und andere negative Themen geht, dir noch gut tun. Denn du kannst, in diesem Moment, rein gar nichts dagegen tun. Finde einen Weg zwischen informiert bleiben und übermäßigem Konsum an Negativität.
- Soziale Bindungen stärken: Nähe und liebevolle Beziehungen sind essenziell für deine emotionale und körperliche Gesundheit. Suche den Kontakt zu Menschen, die dir guttun, und pflege deine Beziehungen.
Beispiel: Plane regelmäßige Treffen mit Freunden oder Familie, um gemeinsame Zeit zu genießen und miteinander zu lachen – diese Interaktionen fördern die Ausschüttung von Oxytocin. - Bewegung und Natur: Manchmal ist es schwierig, direkt eine Antwort auf Wut oder Angst zu finden. Einige Dinge können wir nicht beeinflussen, wie den Schuldenberg, den wir sehr wahrscheinlich nicht nach ein paar Stunden oder Tagen abbezahlt haben.
Beispiel: Geh nach der Arbeit spazieren, um den Kopf freizubekommen und deine Stimmung zu heben. Bewegung in der Natur hilft, den Stress des Tages hinter dir zu lassen.
In einer Welt voller Herausforderungen und ständiger Ablenkung fällt es oft schwer, den eigenen Gefühlen genügend Raum zu geben und sie bewusst zu verarbeiten. Doch genau hier kann ein Blick von außen hilfreich sein, insbesondere, wenn Emotionen unausgesprochen bleiben und sich langfristig auf unsere Gesundheit auswirken. Als Gesundheits-Coach stehe ich dir zur Seite und unterstütze dich dabei, deine Emotionen zu verstehen, Wege zu mehr emotionalem Wohlbefinden zu finden und deine Gesundheit positiv zu beeinflussen. Gemeinsam können wir herausfinden, was dir guttut und dich nachhaltig stärkt. Melde dich gern für ein unverbindliches Gespräch – zusammen bringen wir mehr Balance in deinen Alltag und fördern dein Wohlbefinden auf allen Ebenen.